Ausspähen, Einbrechen, Verwerten: Organisierte Banden betreiben den Einbruch als arbeitsteiliges Geschäftsmodell. In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Einbruchstourismus entwickelt.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach einem erholsamen Urlaub nach Hause und stellen fest, dass sich jemand in Ihrem Eigenheim zu schaffen gemacht hat. Im schlimmsten Fall hatte der Einbrecher Erfolg, Ihre persönlichen Dinge liegen in allen Räumen verstreut und der Schmuck Ihrer Großeltern ist über alle Berge. Die gute Nachricht ist, dass es in 40% aller Fälle bei einem schlichten Einbruchsversuch bleibt und die Einbrecher ohne Beute das Weite suchen. „Dieser hohe Prozentsatz geht erfreulicherweise meist mit dem guten Eigenschutz und den richtig gesetzten Präventionsmaßnahmen der Bevölkerung einher“, ist im Lagebericht zur Sicherheit 2015 vom BKA nachzulesen. Das bedeutet natürlich auch, dass der Ball von der öffentlichen Hand immer öfter an den Bürger zurückgespielt wird und dieser mit der Forderung nach aktivem Selbstschutz immer mehr in die Pflicht genommen wird. Um den Bürger nicht völlig im Regen stehen zu lassen, gibt es in einigen Bundesländern zumindest einen Kostenzuschuß, allerdings nicht in Tirol.
Baulicher Schutz
Versuchen Sie einmal Ihr Eigenheim aus dem Blickwinkel eines Einbrechers zu sehen, gehen Sie selbst nachts rund ums Haus und lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Sie werden feststellen, dass es unzählige Wege gibt, in Ihr Eigenheim einzudringen: Kellertüren/- schächte, Waschraum-/Dachbodenfenster und Terrassentüren, um nur einige zu nennen.
Routinierte Langfinger scheuen allerdings einen allzu hohen Aufwand um irgendwo einzubrechen, und Gelegenheitseinbrecher sind meistens nur mit einem großen Schraubenzieher bewaffnet. Aus Sicht eines Einbrechers darf es nicht viel länger als 2 Minuten dauern, sich irgendwo Zutritt zu verschaffen. Die meisten Einbrüche erfolgen daher durch einfaches Aufhebeln von wenig gesicherten Terrassentüren und älteren Kellertüren oder dem Einschlagen von Scheiben.
Der beste Schutz vor einem Einbruch fängt daher schon damit an, bauliche Maßnahmen zu setzen, die abschreckend wirken und die nötige Zeit für einen Einbruch verlängern. Diese Maßnahmen müssen nicht unbedingt ein Vermögen kosten, auch für ältere Fenster und Türen gibt es unzählige Produkte, um die Einbruchssicherheit im Nachhinein zu erhöhen.
Jede nachträgliche Maßnahme ist aber in der Regel teurer als die Berücksichtigung in der Planungsphase. Beim Neubau ist es jedenfalls empfehlenswert, gleich auf den Aspekt der Sicherheit von Fenstern, Türen und Beschlägen großes Augenmerk zu legen.
Elektronischer Schutz
Die elektronische Sicherung ist der nächste Schritt. Natürlich ist es unbedingt empfehlenswert, eine spezialisierte Fachfirma zu Rate zu ziehen. Je genauer allerdings Ihre Wünsche und Vorstellungen sind, desto leichter wird sich auch der Fachmann bei der Ausarbeitung des passenden Angebotes tun.
Zu den Klassikern und somit Grundinventar des elektronischen Einbruchschutzes gehören Sensoren für Fenster- und Türkontakte, Bewegungsmelder und Glasbruchsensoren. In den letzten Jahren hat sich die Palette an Zusatzfunktionen immens erweitert:
- Brandmelder: Hitze, Rauch
- Gasmelder: Buthan, Methan, Propan, CO
- Panic-Button
- Medizinischer Notfallknopf
- Wassermelder
- Videoüberwachung
- Raumklima: Temperatur, Luftfeuchte, CO2
- Außenklima
Einzelne Elemente können später jederzeit nachgerüstet werden und so sollten Sie unbedingt Wert darauf legen, dass die Zentrale ein ausreichendes Erweiterungspotenzial bietet. Günstige Einstiegsangebote sind meist in der Anzahl der Module stark eingeschränkt.
Moderne Alarmanlagen sind keine isolierten Systeme zur Gebäudesicherheit mehr, sondern erfüllen auch zahlreiche Zusatzfunktionen, die vor einigen Jahren aufwändigen Bus-Systemen vorbehalten waren, z.B. die Steuerung von Jalousien, Licht, Heizung, Lüftung, Steckdosen etc. Umgekehrt können Systeme zur Hausautomation mittlerweile fast uneingeschränkt auch alle Funktionen der Objektsicherheit übernehmen. Die Entscheidung, welches System das Richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Beim Neubau wird man sich am ehesten ein umfassendes, integriertes Smart-Home-System ansehen, bei welchem für die Serverzentrale und alle notwendigen Zuleitungen im Schaltkasten mehr Platz eingeplant wird.
Im Falle einer Nachrüstung bietet sich ein System mit Funkmeldern an, welches lediglich einen Standort mit Internetanschluss und Handynetzempfang efordert.
Im Notfall
Der Vorteil moderner, intelligenter Systeme ist die differenzierte Verarbeitung unterschiedlicher Szenarien. Die Öffnung einer Tür muss nicht gleich als Einbruch gewertet, soll aber vielleicht dennoch protokolliert werden.
Die Betätigung des medizinischen Notfallknopfes soll etwas anderes bewirken („Rettung rufen“) als das Drücken des Panikknopfes („Sicherheitsdienst rufen“).
Zur Palette der Möglichkeiten Alarm zu schlagen gehören schon bei den kleineren Anlagen:
- Innen- und Außensirene
- Sirenenstroboskop
- Verständigung des Anlagenbetreibers z.B. mit SMS oder Anruf
- Verständigung von Rettungskräften (medizinischer Notfall) oder Sicherheitsdiensten (Einbruch)
Selbstverständlich sollten Sie bereits im Vorfeld festlegen, was bei einem Fehlalarm passieren soll und wer im Urlaub Zutritt zum Haus und zur Anlage haben soll.
Die beste Alarmanlage
Sämtliche große Anbieter von Hausautomation (HomeMatic, Gira, bticino/LeGrand, Siemens…) bieten mittlerweile Lösungen an.
Die folgende Checkliste hilft Ihnen, sich selbst, Google und dem Professionisten Ihrer Wahl die richtigen Fragen zu stellen:
- Funkionsumfang der Anlage: Was MUSS sie können und was kann sie?
- Kombination mit Videoüberwachung?
- Maximale Anzahl und Verfügbarkeit von Sensoren und Steuergeräten
- Gesamtbudget (Eigenleistungen möglich?)
- App für Smartphone (Android/iPhone)?
- Änderungen und Erweiterungen ohne Spezialkenntnisse möglich?
- Intuitive und sympathische Bedienung?
- Zukunftssicherheit (Anlage/Software)
- Ausfallsicherheit/Notstromversorgung?
- Alarmverständigung mittels eigener SIM-Karte und/oder Internet?
- Zuverlässigkeit/Fehlalarme?
Das teuerste System muss nicht das beste sein und es lohnt sich ein Blick auf die Produkte junger, innovativer Anbieter, beispielsweise auf das Smart-Home-System LOXONE aus österreichischer Produktion, die fast beliebig erweiterbar ist. Aus Deutschland wiederum kommt die modulare Alarmanlage LUPUSEC, die für kleines Geld schon sehr viele Möglichkeiten bietet.
Lassen Sie sich vom Fachhändler oder Installateur Ihres Vertrauens dessen System im Simulationsbetrieb zeigen, manche Hersteller haben zu diesem Zweck auch eine Online-Demoversion zum Ausprobieren. Viele Fragen der Checkliste lassen sich über Recherchen im Internet beantworten, insbesondere über Zufriedenheit, Zuverlässigkeit und die Bedienung findet man viel Lob und Kritik in den diversen Bewertungsportalen und Foren.
Und um die Frage nach dem ultimativen System (mit einem Augenzwinkern) zu beantworten: Die beste Alarmanlage ist natürlich ein gut erzogener, großer Hund.